tyro nomads

Yves · Einige Rechte vorbehalten · 12 min Lesezeit

Oktober 2018 - Weltreise Update

China, unser erster Kulturschock: Sprachen, Alphabete, Essen, soziales Verhalten, Freiheiten, Umgebungen und andere Aspekte des Lebens haben sich direkt an der Grenze am Kulma Pass dramatisch geändert.
Bis dahin waren die Veränderungen von Region zu Region fließend, die Sprachen blieben ähnlich, Schrift blieb lateinisch oder kyrillisch, die Gerichte entstammten entweder europäischer oder türkischer Küche und unsere Freiheiten nahmen zu oder blieben ähnlich.

Karakoram Highway: N-35

Die chinesische Grenzkontrolle in die Provinz Xinjiang war die längste und einschräkendste, die wir auf unserer Reise erlebt haben. Der Prozess dauerte etwa fünf Stunden, unser Gepäck wurde vollständig durchsucht und gescannt, unsere verschiedenen Kameras und SD-Karten wurden untersucht, unsere Laptops wurden inspiziert, der Inhalt unseres Telefons wurde heruntergeladen und eine Software darauf installiert. Wir mussten Fragen beantworten, durch einen Ganzkörperscanner, mehrere Dokumente ausfüllen und dann… auf einem eiskalten schneebedeckten Gipfel eine halbe Stunde warten, weil sie sich weigerten, uns bis zum nächsten Checkpoint hinunterzulassen. Die Beamten stoppten schließlich einen leeren Lastwagen und wiesen den Fahrer an, uns 15km die Straße hinunter zum nächsten Kontrollpunkt zu bringen. Für manche Menschen scheinen Fahrräder keine akzeptablen Fahrzeuge zu sein, und wenn man ihnen sagt, man sei gerade von Europa nach China gefahren, löst dies immernoch keine logische Reaktion aus.

Aufgrund der Zeit, die wir brauchten, um die Grenze zu überqueren, hatten wir wenig Zeit zum Fahrradfahren und mussten bald einen Schlafplatz finden. Leider war die Straße viele, viele Kilometer vollständig abgezäunt. Ein merkwürdig gesichertes Niemandsland.
Nach ungefähr 20km fanden wir ein Loch im Zaun und einen geschützten Platz, um unser Zelt aufzubauen. Ein Erdhügel schützte uns vor dem Eiskalten Wind des Muztagh Ata-Gletscher und verstecken uns vor den Bullen. Wir teilten die Aussicht mit den Kamelen, die in der verschneiten Landschaft umherliefen. Ein surrealer Abend.

Durch den Gletscher auf dem Karakoram Highway

Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung Kashgar, eine ca. 250km lange Fahrt auf dem Karakoram Highway, einem der höchsten Autobahnen der Welt, er verbindet China mit Pakistan.
Die kaputten und oft leeren Schotterstraßen, die wir in Tadschikistan erlebt hatten waren passé, die chinesischen Straßen waren breit und in perfektem Zustand, neue Tunnel und lange, hohe Brücken ließen uns durch Berge und Täler radeln. Ich hatte das Gefühl, in “Sim City” zu leben. Neue SUVs, moderne Lastwagen und Reisebusse wurden zur Norm.

An diesem Tag wurde unser Essen knapp, wir hatten keinen chinesischen Yuan und hofften, bald einen Ort zu finden, der entweder US-Dollar akzeptierte oder einen Geldautomaten hatte. Leider ist Google Maps in China nicht nutzbar, OpenStreetMaps ist im Nirgendwo nicht immer hilfreich, und Baidu Maps war auf Chinesisch, ahhhh… Wir verglichchen die verschiedenen Apps, um Dörfer ausfindig zu machene. Doch die meisten konnten wir nicht betreten, sie wurden von der Polizei eingezäunt und bewacht.

Wir fanden schließlich ein Restaurant, das auch eine Poststelle war, und eine Apotheke, die traditionelle chinesische Medizin anbot.
Aus irgendeinem Grund versammelten sich dort Hunderte chinesischer Touristen und plötzlich wollten sich viele von ihnen mit uns fotografieren lassen.
Nachdem wir durch Tadschikistan gefahren waren, waren wir ausgehungert. Wir mussten unseren Appetit stillen, wir hatten seit Wochen nur trockenes Brot und Reis gesehen. Also haben wir viel gegessen. Es war wie im Schlaraffenland, eine Explosion von Düften, Gewürzen und Geschmacksrichtungen: Ingwer, Knoblauch, Sprossen, Bohnen, Tofu, Pak Choi, Sojasauce, Pfeffer, Jasminreis, Omelettes, Tomaten, Zwiebeln…

Chinesischer Tourist, der uns fotografiert

Dies war auch das erste Mal, dass wir chinesische “Tischmanieren” erlebten. Schlürfen, Schlucken, Rauchen, Keuchen, Schlingen, Knochen und Servietten auf den Boden werfen, mit offenem Mund essen usw. Wahrscheinlich ganz normal für sie, wir hatten jetzt eine Idee, was in China auf uns wartete.

Kashgar (قەشقەر)

Auf der Straße nach Kashgar haben wir alle paar Kilometer Überwachungskameras gesehen, die jedes durchfahrende Fahrzeug fotografierten. Wir dachten, dass es Blitzer sind, aber sie fotografierten jeden, unabhängig von der Geschwindigkeit. Wir fuhren auch durch ein paar weitere Checkpoints, ähnlich wie Mautstellen, nur dass sie keine Gebührern nahmen, sondern unsere Gesichter scannten und unsere Pässe prüften.

In der Stadt angekommen verdreifachte sich die ohnehin schon hohe Polizeipräsenz nocheinmal. An fast jeder Kreuzung holten Polizisten in Anti-Terror-Ausrüstung die Menschen aus dem Verkehr. Die Überwachungskameras, die ich zuvor erwähnt habe, blitzen jetzt alle 500m, es fühlte sich seltsam an. Um in die touristische Altstadt zu gelangen, muss man einen Ausweis vorzeigen. An jeder Straße oder Gasse, die zu ihr führen, sind Polizisten stationiert. Für uns ist das kein Problem, da wir eindeutig Touristen sind und einfach durchlaufen können. Doch jede Person mit ein bisschen zu dunkler Haut oder in einem muslimischen Outfit muss durch eine ID-Prüfung und ihre Tasche durchleuchten lassen.

Trotz allem ist die Altstadt ein wundervolles Relikt der Seidenstraße. Es zeugt von Zeiten, als Mongolen, Araber, Türken und Chinesen die Architektur und Kultur dieser alten Oasenstadt beeinflussten. Es fühlte sich an, als würde man eine Aladdin-Geschichte leben. So schlenderten wir durch die autofreie Nachbarschaft, besichtigten wunderschöne alte Moscheen, genossen die alten Gebäude und spazierten im berühmten Nachtmarkt herum. Essen zu bestellen war nicht immer einfach, nicht alle Köche verstanden Chinesisch. Xinjiang ist eine Autonome Provinz, das Alphabet ist teilweise arabisch und die gesprochene Sprache ist Uyghur, eine türkische Sprache. Die Speisen, die wir bestellten, waren sehr scharf, fettig oder süß oder alles zusammen, eine Kombination bizarer Köstlichkeiten!

Wir hatten nur ein kurzes Visums für China. So schreckten uns die Taklamakan-Wüste, die den größten Teil der Provinz im Osten abdeckt, und die vielen Radfahrgeschichten inkl. Polizeikontrollen aus Xinjiang ab. Wir beschlossen, einen Zug in die nächste Provinz zu nehmen: Gansu. Wir dachten, dass es einfacher wäre, und das war es auch, aber natürlich nicht zu einfach.
Der Bahnhof war sehr chaotisch und Paranoia war sehr präsent. Um den Bahnhof zu betreten und um Tickets zu kaufen, mussten wir einen Zaun, zwei Metalldetektoren und einen Scanner durchqueren. Aus irgendeinem Grund kann man kein Fahrradticket am Fahrkartenschalter kaufen, man muss in ein anderes Gebäude gehen, durch das Tor, zum Frachtbüro, und jedes Mal, wenn man ein Gebäude wechselt, die geiche Prozedur: Scann, Metalldetektor.
Das Frachtbüro wurde von einem einzigen Mann geführt, er verließ und betrat das Büro, um Lieferungen anzunehmen, er sprach kein Englisch, meistens schrie er, und vor seinem Büro stand ein Haufen Leute. Alle wollten über ihre Lieferung oder Gepäck bescheid wissen, einschließlich uns, die kein Chinesisch sprechen, und keine Erfahrung darin haben, Menschen herumzuschubsen, um dranzukommen. Wir haben also zwei Tage damit verbracht, Fahrkarten zu kaufen und zu versuchen, unsere Fahrräder im selben Zug zu transportieren. Schließlich kauften wir unsere Bahnfahrkarten online und mussten nur das Gepäck vor Ort aufgeben, was für ein Vergnügen.

Am Tag unserer Abreise brach die Hölle los. Die Polizei am Bahnhof ließ uns unsere Fahrradtaschen leeren, versuchte meine Bartschere zu konfiszieren, und bestanden darauf, dass wir einen Druckbehälter besäßen, besaßen wir nicht. Inzwischen hatten wir erkannt, dass die Bullen hier keine richtige Autorität haben, sie befolgen lediglich “Regeln” und eine davon ist “in der gesamten Provinz sind keine spitzen Gegenstände in öffentlichen Räumen erlaubt”. Deshalb fingen wir an, laut zu werden und sie davon abzuhalten, mit meiner Schere zu verschwinden. Dann kam der Chef, oh, schau mal, jemand, der Englisch spricht! Er fragte, ob seine Kollegen uns schlecht behandelten, worauf ich antwortete “Nein, aber es gibt zu viel Polizei, und ihr könnt auf keinen Fall meine Schere behalten”, nach viel Geschrei, bekamen wir unsere Schere wieder, zugeklebt mit Klebeband und er ging und sagte “es gibt nicht zu viel Polizei”, joo du hast ja gefragt.

Gansu province

Nach 3000km, einer Menge Instant-Nudeln, zwei Tagen und zwei Nächten im selben Zug, kamen wir früh in der Stadt Lanzhou an. Bei der Ankunft gingen wir zum Frachtbüro, um unsere Fahrräder abzuholen, sie hatten sie verloren, natürlich. Wir hatten Hunger, also gaben wir ihnen einige Stunden Zeit, um die Situation zu klären, und sagten ihnen, dass wir zurückkommen würden, um entweder unsere Fahrräder abzuholen oder Informationen über sie zu erhalten. Es verlief dann doch positiv für uns, sie hatten die Fahrräder nur im Lager verlegt.

Unser nächstes Ziel waren die Qilian-Berge und die tibetische Autonome Präfektur Gannan entlang der tibetischen Grenze. Aber bevor wir dies beginnen konnten, brauchten wir Benzin für unseren Benzinkocher. Doch wenn man in Gansu kein Auto besitzt und keine Genehmigung hat, kann man kein Benzin kaufen. Nachdem wir versuchten, an einer Tankstelle Benzin zu kaufen, fanden wir einen freundlichen Mechaniker, der uns rettete. Er demontierte den Tank seines Autos und schenkte uns einen Liter. Unglaubliche Freundlichkeit, er hatte stundenlang Aufwand für einen Liter Benzin und wollte nichtmal unser Geld annehmen. Alles, was er wollte, war ein Selfie!

Das Kloster Labrang

Wir fuhren jetzt zum Kloster Labrang, dem wichtigsten tibetisch-buddhistischen Kloster außerhalb Tibets. Nach zwei Tagen Radfahren wurde das Wetter regnerisch und kalt, und als wir durch ein kleines Dorf fuhren, lud uns eine tibetische Familie ein uns bei ihnen aufzuwärmen. Wir trockneten und wärmten uns zitternd am Holzherd. Später luden sie uns zum Abendessen ein und sagten uns, wir sollten die Nacht bleiben. Die Frauen waren sehr aktiv in der Küche, während die Kinder und Männer uns unterhielten. Ich konnte schon riechen, was sie zubereiteten, würzige Schweinedumplings. Obwohl ich überzeugter Vegetarier bin, konnte ich diese Mahlzeit auf keinen Fall ablehnen. Zum einen war ich sehr hungrig und zu anderen gab es keine vegetarische Alternative, außerdem hatten sie stundenlange Anstrengungen für ihre Überraschungsgäste unternommen. Später entdeckten wir, dass es sich um eine typisch tibetische Delikatesse und ein teures Gericht in der Region handelte.

Die tibetische Familie, die uns eingeladen hat

Am nächsten Morgen kamen wir nach ein paar Stunden im Sattel schließlich in Labrang an, einer kleinen Stadt, die von Pilgern, buddhistischen Gelehrten und Touristen überrannt wurde. Nach den strengen, kalten und regnerischen Tagen in den Bergen entschieden wir uns, die Nacht hier zu verbringen, und checkten in einem kleinen Hotel direkt vor dem Kloster ein. Um einen Einblick in das Leben und die Architektur dieses riesigen Ortes zu erhalten, gingen wir um die Klostermauern herum und drehten zusammen mit den Pilgern die Gebetsmühlen.

Yaks, Pferderennen, Nomaden und Höhenlagen begleiteten unsere folgenden Tage durch das Grasland der Provinz Gansu. Als wir uns der Klosterstadt Langmusi näherten, beschlossen wir, einen Abstecher dorthin zu machen, um unsere Taschen mit frischem Brot, Gemüse, Obst, Tofu und Reis aufzufüllen. Alles was wir als vegetarische Bikepacker brauchen!

Sichuan province

Wenn Ihr jetzt an Pfeffer denkt, liegt dies daran, dass Sichuaner Pfeffer einen weltweiten Ruf hat. In Sichuan wird er zu fast jedem Gericht hinzugefügt, insbesondere in chinesischen Fondues und Nudelsuppen. Sichuan hat jedoch noch viel mehr zu bieten. Touristen werden es vor allem wegen seiner vielen Panda-Schutzgebiete, dem riesigen Buddha von Leshan, und wegen der riesigen Megalopolen Chengdu und Chongqing mit jeweils 15 und 30 Millionen Einwohnern kennen.

Radfahren durch die Wiesen von Sichuan

Nachdem wir Langmusi verlassen hatten, betraten wir die Provinz Sichuan, die Straße wurde noch breiter, das Grasland noch grüner und die Nächte eiskalt. Wir waren jetzt auf einem windigen Plateau auf fast 4000m Höhe. Auf dem Weg nach Chengdu trafen wir einen anderen Bikepacker in einem Restaurant: Hauke. “Bist du Deutscher?” “Ja.” “Dann können wir Deutsch reden 😆”. Hauke begleitete uns zwei Tage lang und die letzten Pässe hoch, bevor die Straße uns nach Chengdu brachte.

Diese Pässe waren nicht besonders hart, es schneite etwas, der Weg zum höchsten Punkt verlief stufenweise und bot somit eine angenehme kühle Fahrt. Leider schmerzte Mimounas Knie seit einigen Tagen und es machte ihr keinen Spaß. Als wir fast den höchsten Punkt erreichten, entschieden wir uns für eine Pause an einem scheinbar im Besitz von Nomaden stehenden Pferderennplatz, an dem chinesische Stadtbewohner zu besuch waren. Hauke überzeugte die Besitzer, uns ein Mittagessen zuzubereiten, sie servierten uns eine einfache, aber sehr schmackhafte Mahlzeit, die nur aus Reis und süss sauren Kartoffeln bestand. Wir aßen und besprachen unsere weiteren Pläne. Mimouna fragte einen der Reiseführer, ob es eine Möglihkeit gab, sie nach Chengdu mitzunehmen. Als die Guides und die Busfahrer versuchten herauszufinden, ob die Fahrräder in den Bus passten, fühlte sich Mimouna durch das Essen und den heißen Ofen besser. Sie beschloss, weiterzumachen.

Aufwachen in den nebligen und frostigen Wiesen

Am folgenden Tag ging es hauptsächlich bergab, traurigerweise schmerzte Mimounas Knie immer noch und brachte sie zum Weinen. Nach 65 Kilometern entschieden wir uns, aufzuhören. Wir nahmen einen wackeligen kleinen Bus und fuhren die kurvigen und steilen Straßen hinunter und die vielen sehr langen Tunnel hindurch nach Chengdu.

Chengdu

Chengdu ist eine riesige Megalopolis. Die Stadt fühlt sich unendlich und sehr modern an. Das U-Bahn-System ist futuristisch. Trotz ihrer Größe sind die Gebäude niedrig, Radwege mit der Größe von 2 PKW-Spuren sind die Norm und die meisten Leute fahren mit Elektrorollern oder Fahrrädern. Diese Kombination sorgt für komfortables Wohnen und gute Luftqualität. Im Zentrum von Chengdu befindet sich eine kleine Altstadt. Die meisten Touristen versammeln sich hier, um das buddhistische Wen Shu-Kloster, seinen schönen Park und die nahe gelegenen Gassen zu besuchen. Das Kloster beherbergt auch ein prächtiges Teehaus und ein buddhistisches veganes Restaurant, in dem wir beschlossen haben, an meinem Geburtstag zu Abend zu essen, jaaaa.

Das versteckte Teehaus im Wen Shu Monastery

Wir bestellten zwei Hotpots (Chinesisches Fondue) und kochten verschiedene Tofus, Gemüse, Wurzeln, Nudeln und Dinge, die wir nicht kannten darin. Sicher eines der leckersten und amüsantesten Abendessen, die ich je hatte. Wenn Ihr jemals in Chengdu seid, ist dies ein Muss.

Abendessen im Wen Shu Kloster

Wir haben uns tagelang um unser körperliches Wohl gekümmert, Mimounas Knie stand dabei im Mittelpunkt. Die meiste Zeit verbrachten wir damit, unsere Bäuche mit leckeren Speisen zu füllen. Wir fanden lokale Keksbäckereien, alter Schwede! Ein endloses Angebot an Bubble Tea Shops und probierten Köstlichkeiten wie Mapo Tofu oder Bing, einer Art frisch gebackenem Burgerbrot, gefüllt mit würzigen Nudeln oder fettigen Bambussprossen, lecker.

Angesichts der Kniesituation hatten wir keine andere Wahl, als einen weiteren Zug für zwei Tage in die nächste Provinz Yunnan zur “Frühlingsstadt” Kunming zu nehmen.

Kunming

Unser Plan war, in Kunming zu bleiben, bis Mimounas Knie geheilt war, und dann durch die Provinz Yunnan nach Vietnam zu radeln. Wir begannen mit den Vorbereitungen: planten Routen, sammelten interessante Sehenswürdigkeiten, informierten uns über Grenzübergänge und erwarben Vietnam-Visa.

Bis eines Tages, als Mimounas Familie uns anrief. Ihre Mutter hatte eine schwere Operation und befand sich jetzt in einem komatösen Zustand. Während des Anrufs öffnete ich meinen Laptop und suchte nach den nächsten Flügen nach Deutschland. Wir hatten weniger als 24 Stunden, um Boxen für unsere Fahrräder zu finden, unserem Gastgeber zu erklären, dass wir abreise müssen, unsere Fahrräder zu packen, Fluggesellschaften anzurufen, um die Fahrräder und unsere Essensvorlieben anzumelden und zum Flughafen zu gelangen.
Für die meisten Leute scheint dies eine leichte Aufgabe zu sein, aber das Fliegen mit Fahrrädern erfordert einige Vorbereitungen. Zuerst brauchten wir zwei Fahrradboxen, für die wir einen Fahrradladen suchen mussten, und inzwischen war es spät, und die Geschäfte schlossen. Den ersten, zu dem wir fuhren, gab es nicht, stattdessen wurden wir von einer 500 m² großen Baustelle für einen neuen Wolkenkratzer begrüßt. Der zweite war geschlossen, aber wir hatten Glück, dass der dritte direkt daneben war. Die Besitzerin war freundlich und trotz der Sprachbarriere verstand sie, dass wir in Not waren. Sie gab uns die Boxen und wünschte uns Glück. Nun mussten wir 5km zurückfahren durch den Berufsverkehr mit schweren und großen Boxen auf dem Rücken. Mimouna wurde zu allem Überfluss noch von einem Polizisten an einer Kreuzung angehalten, sagte aber nur “Ich habe für sowas keine Zeit” und radelte weiter.

Jetzt mussten wir einpacken oder wegwerfen, was wir nicht packen konnten. Um Mitternacht waren wir fertig. Am nächsten Morgen riefen wir ein paar Hotlines an und organisierten ein Taxi für unsere Fahrräder. Dies war wieder keine leichte Aufgabe, vor allem weil unser Gastgeber nicht wirklich hilfreich war, aber die einzige Person, die wir kannten die ein Minimum an Englisch sprach. Schließlich haben wir es bis zum Flughafen geschafft.
Nach 3 verschiedenen Flügen und 36 Stunden später waren wir in Deutschland. Alle waren erleichtert, zusammen zu sein.


Die drei Monate, die wir in Deutschland verbrachten, waren fordernd aber auch freudig, Mimounas Familie war sehr stark und alle Familienmitglieder kümmerten sich ausgezeichnet um ihre Mutter. Sie genießt jetzt wieder ein gesundes Leben und wir könnten nicht glücklicher sein!

So konnten wir unsere Eskapaden fortsetzen. Nächstes Ziel? Thailand!
Ich hoffe Euch hat dieser Blogbeitrag gefallen. In unserem nächsten Artikel erfahrt Ihr mehr über Thailand!


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