Gelerntes aus einem Monat Bikepacking
Bevor wir zu den Details kommen, lasst uns ein bisschen zurückblicken. Unsere erste gemeinsame Radtour war im Frühling 2017, Mimouna sprang auf ihr altes Hollandrad, ich nahm mein Cyclocrossrad. Am ende sind wir 60km gefahren. Für Sie war es anstrengend, ich rollte entspannt neben ihr her.
Kurz darauf kaufte sie sich ein Gravelbike. Das war der Anfang. Wir unternahmen ein paar Tagesausflüge rund um Berlin, Sommerwochenenden mit den Fahrrädern, Freunden und Schlafsäcken. Und dann stellten wir die letzte vielleicht rhetorische Frage: “Lass uns Fahrrad fahren, für einen Monat mit nem Zelt?”.
Lass uns Fahrrad fahren, für einen Monat mit nem Zelt? — Ja!
Also bereiteten wir vor, planten, besorgten uns fehlende Ausrüstung, bauten unseren eigenen IKEA-Holzkocher, und kauften Zugtickets.
Wir zeichneten Routen durch die Belgische Wallonie, die uns mit zu den bewaldeten Ardennen und dem höchsten Punkt Belgiens zu Naturreservoirs, Äckern, Feldern und den Tälern von Namur nahmen.
Zusätzlich planten wir eine Route in Frankreich, durch die Weinberge der Nouvelle-Aquitaine, von Bordeaux nach Saint-Émilion und dann nach Toulouse den Canal du Midi entlang, dann in die Occitanie und die atemberaubenden Pyrenäen.
Wetter
So wurde es September… und wir radelten los, den ersten Tag in den Ardennen, das Wetter änderte sich schnell und ersetzte grüne Landschaften durch kalten Nebel und starken Regen. Wir wurden sehr nass und entschieden uns, das Zelt neben dem Radweg im Wald aufzubauen.
Wir lernten aus dem ersten Tag. Insbesondere lernten wir das Wetter vorherzusagen. Wir entschieden uns für ein paar Strategien: Beobachte den Himmel, checke regelmäßig die Wettervorhersage und fahre in den Zeiten, in denen die Regenwahrscheinlichkeit am geringsten ist. Falls der Regen stärker wird und sich in 30 min nicht merklich verringert, haben wir, wo auch immer wir waren, konsequent das Camp aufgebaut. Diese Strategie hielt uns für den restlichen Trip gemütlich trocken.
Wenn wir nass wurden, haben wir schnell gemerkt, dass man einfach weiter machen muss. Zieh deine nassen Schuhe an, sie werden trocknen und zwar schneller als gedacht.
Essen
Die erste Woche war entscheidend für unsere Ernährung. Wir kauften Essen en Masse, das war ein Fehler. Nach unserem ersten Stop beim Supermarkt hatten wir Essen für eine ganze Woche zu schleppen - wirklich nicht nötig in einem dicht besiedelten Land wie Belgien. Also verringerten wir die Menge der einzelnen Einkäufe. Wir lernten uns zu sagen, dass wir nicht verhungern würden und wir brachten uns bei super leckeres Essen mit simplen und überall erhältlichen Zutaten zu kochen. Das war ein sehr kreativer und spaßiger Prozess.
Nun trugen wir nicht mehr Essen als für 2 Tage notwendig ist. Wir hielten jeden zweiten Tag an, um Nahrungsmittel einzukaufen. Das war super, weil es uns erlaubte frische Produkte wie Brot und Käse dabei zuhaben.
Ausrüstung
Bei jeder Ausrüstung besteht die Gefahr, dass sie versagt, besonders bei neuem Equipment oder bei aufgeschobener Wartung des alten Equipments. Ich hatte einige Probleme mit meinen Radtaschen. Die Schrauben lösten sich mehrfach. Die Schrauben meines Gepäckträgers lösten sich ebenfalls durch die Vibration, etc. Wir hatten kein Kettenöl mehr, wir hatten Platten zu unglücklichen Zeitpunkten, meine Pumpe ging kaputt,…
Hier ein paar gelernte Lektionen:
- Packe deine Pumpe ins Gepäck, am Rahmen sammelt sich zu viel Schmutz und/oder Wasser, die die Pumpe nutzlos machen.
- Benutze Loctite bei allen Schrauben und nehme Ersatzschrauben für Gepäckträger, Taschen und andere Komponenten mit. Sie wiegen nicht viel und sie könnten dich in manchen Situationen am A. der Welt retten.
- Kabelbinder sind Lebensretter, mit ihnen habe ich meinen Gepäckträger am Rahmen befestigt bis ich zu einem Fahrradladen kam. Pack jede Menge ein, sie können dir sogar helfen einen Platten zu reparieren.
- Dinge gehen kaputt und wenn du sie selber nicht reparieren kannst, gibt es eine Menge hilfreicher Menschen, die sich freuen dir helfen zu können.
Wildcampen
Zuerst fühlten wir uns beim Wildcampen wie Kriminelle. Wildcampen auf Privatgrund ist in Mitteleuropa oft illegal und das ist es auch leider meistens auf öffentlichem Land. Aber mit der Zeit interessierte uns das Gesetz etwas weniger und unser Comfort etwas mehr. Wir fanden super schöne Orte, an denen wir unser Lager aufschlugen - an Flussufern, in den Bergen, und auf grünen Wiesen - die Angst entdeckt zu werden verschwand fast komplett. Wenn das Land in der Nähe eines Hauses war und die Besitzer vor Ort waren, fragten wir einfach, bisher hat noch keiner nein gesagt.
Einige öffentliche Campingplätze sind mit Sanitäranlagen ausgestattet und sind dazu noch kostenlos. Sie sind nicht einfach zu finden, wir fragten Eiheimische oder Cafébesitzer nach diesen Orten.
Erzähle uns, was hast du auf längeren Bikepacking-Ausflügen gelernt?