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Mimouna · Einige Rechte vorbehalten · 6 min Lesezeit

Bikepacking Tipps für Frauen

Mädels, ich habe Euch auf unserer Reise vermisst! Die meisten Bekanntschaften, die wir gemacht haben waren Männer, sowohl Gastgeber, Leute, die einen auf der Straße ansprechen, als auch Radreisende. Ich war immer richtig froh mal wieder eine weibliche Gesprächspartnerin zu haben.

Während der Planung unserer Reise wurde ich von einigen Frauen gefragt: “Willst du das wirklich? Reisen mit wenig Komfort und Schutz?” Warum eigentlich oft diese Skepsis und Zurückhaltung? Schaut auf die positiven Gefühle, die Freiheit, das Abenteuer.

Zum Radreisen brauchst du Selbstvertrauen, Ehrgeiz, Geduld, ein bisschen Verrücktheit und Körperkraft! Das sind alles Eigenschaften, die man auch erlernen kann.
Das Gute ist, nach jedem Berg kommt eine Abfahrt und vielleicht auch eine super Aussicht! Und das zu bemerken ist bei Radfahren eigentlich recht simpel, denn es gibt bei einer Radreise kein gut und schlecht, alles wird in Abenteuer und Lernerfolg gemessen.

Hier ein paar Tipps wie du Macho-, Angst- und Hygieneprobleme lösen kannst.

Kulturschock

Wir wollen viel entdecken und lernen dabei natürlich auch fremde und gegebenen Falls weniger offene Kulturen kennen.
Obwohl ich keine negativen Erfahrungen gemacht habe, will ich das Thema sexuelle Belästigung nicht klein reden, denn es gibt genügend Horrorstorys, die meist alleinreisenden Frauen in Ländern wie Iran und Indien erlebt haben. Man muss sich klar machen, dass manche Frauen und Männer es für unangebracht oder vielleicht sogar sexuell erregend halten, wenn Frauen Fahrrad fahren. Sie denken wahrscheinlich du bist eine Frau, mit niedriger “Moral”, die angebaggert werden darf. Versuche das, wenn möglich, zu ignorieren. Trete selbstbewusst auf und nutze den Einhorneffekt: Widerspreche dem ortsüblichen Frauenbild so massiv, dass du an allen staunenden und verblüfften Männern ungehindert vorbei radeln kannst.

Kleidungstechnisch habe ich mich persönlich beim Radfahren nicht irgendeiner Kultur unterworfen. Selbst in der glühend heißen und sehr konservativen Osttürkei bin ich in kurzen Radlerhosen herumgefahren. Hier, finde ich, sollte jede Frau selber entscheiden. Entweder muss man die heißen Blicke oder die heiße Sonne ertragen.
Ich fand es einfach bescheuert Kleidungsstücke zu meinem knapp geplanten Bikepacking-Gepäck hinzuzufügen, nur um kein Aufsehen zu erregen. Ein den kompletten Körper bedeckendes, weites Outfit zum Radfahren im Sommer bei Temperaturen bis zu über 40°C…
Das ist ungerecht und unpraktisch. Denn ich fühle mich als Sportlerin und Reisende und nicht als potenzielles Sexobjekt. Und das sehen viele Frauen und Mädchen auf der Welt ähnlich. Mir wurde viel Bewunderung und Begeisterung zuteil, viele wollten Selfies mit der coolen “Alien-Frau” machen.

Selfie mit turkmenischen Frauen

Ängste

Auf dem Fahrrad und im Zelt ist man ziemlich schutzlos und oft auf den guten Willen fremder Menschen angewiesen. Somit gibt es auch Dinge, vor denen man schlicht und einfach Angst hat. Meine Bekämpfungsmethode ist realistisches Denken.
Zum Beispiel hatte ich anfangs Angst in der Nacht entdeckt und belästigt zu werden.

Ich habe herausgefunden, dass Menschen meist ziemlich positiv sind und nicht daran interessiert waren uns das Leben schwer zu machen. Sie hatten wahrscheinlich was Besseres zu tun, als uns zu belästigen oder zur Ordnung zu weisen. Außerdem waren wir ja die unheimlichen Personen, die im dunklen Wald schliefen.
Man bemerkt erst beim campen, dass es in fast keiner Nacht und fast nirgendwo auf der Erde stockdunkel ist. Wir genossen das Licht des Mondes und der Sterne und sorgten dafür eine verlässliche Lichtquelle, wie meine hübsche Solarleuchte “Little Sun”, in der Nähe zu haben.

Es gibt unheimlich viele Lebewesen um einen herum und sie sind aus der Ferne betrachtet wunderschön. Wie viele es sind, das wird einem beim Campen klar. Schlangen, Insekten etc. … Wir gewöhnten uns an sie, informierten uns über giftige Spezies und sind auch mittlerweile besser in der Lage Rieseninsekten aus unserem Zelt zu entfernen. Riesenspinnen haben wir kennengelernt, Schlangen sind zum Glück bisher zu scheu gewesen, um in unsere Nähe zu kommen. Ich habe nicht wirklich Angst, aber ekelig finde ich sie oft trotzdem, Punkt.
Und dann auch noch die wilden Hunde. Wir wurden bisher von vielen Straßenhunden angebellt, noch ist nichts passiert… Doch die Biester sind echt einschüchternd! Unser Plan bei einem Angriff: Mit unseren Wasserflaschen bespritzen und die Ruhe bewahren.
Viele Reisende haben Pfefferspray zur Abwehr von Mensch und Tier bei sich. Wir haben uns dagegen entschieden, da wir die Gefahr sehen, dass die Waffe gegen uns selber verwendet werden könnte. Dafür haben wir eine sehr laute Rettungspfeife. Sie dient als Notfallsignal und zur Abschreckung von Angreifern (Mensch, Tier). Außerdem kann ich mit ihr nach Yves pfeifen, wenn er sich zu weit von mir entfernt und ich mit ihm quatschen will :).

Was ich bei unserer Reise sehr wichtig fand, war das Gefühl nicht allein zu sein. Wenn man eine solche Reise z.B. mit seinem Liebsten, Geschwistern, Freunden macht, wird man zwangsläufig zu einem guten Team. Man ist ununterbrochen mit dem Partner zusammen und lernt einander auf völlig ehrliche Weise neu kennen. Man arbeitet zusammen, muss sich gegenseitig vertrauen und genügen. Nehmt Tipps voneinander an, helft euch. Das ist manchmal schwer, besonders wenn man gerade einen Berg hochfährt oder total müde ist.
Manchmal will Mann allerdings auch nur ein bisschen angeben, lass ihm seinen Stolz und sei auch stolz auf dich selber.
Was ich allerdings völlig ungerecht finde, ist, dass Männer durch ihre angeborene Physiologie oft Vorteile beim Radfahren haben. Nach 2 Monaten Training konnte ich aber sehr gut mithalten und Yves hat auch gelernt mein etwas mäßigeres Tempo zu schätzen.

Radtour in Begleitung von begeisterter Radlerin Feyza

Körperpflege

Ich persönlich boykottiere die Einstellung sich von Aktivitäten abhalten zu lassen, nur weil ich meine Tage habe. Macht mehr Pausen, plant kürzere Tagesetappen. Ich empfehle hier in erster Linie totale Offenheit und Unbeschämtheit gegenüber eurem Reisepartner. Auch Männer haben schon mal Blut gesehen. Auf so einer Reise erfahrt ihr sowieso oft mehr über euren Partner als ihr wollt :). Dazu noch eine wichtige Wahrheit: Kacken im Wald ist oft angenehmer und hygienischer als auf öffentlichen Toiletten.

Auch die mittlerweile zum Glück allseits beliebte Menstruationstasse kann hier eine große Hilfe sein. Kein Mitschleppen und Einkaufen von Tampons notwendig, nur einmal besorgen und sie hält wahrscheinlich für die ganze Reise. Plus, es fällt kein ekliger Müll an. Dann obwohl wir ja alle super öko sind: Feuchttücher und Slipeinlagen. Schmeiße sie einfach, nicht in die Natur, sondern in den Müll. Ich weiß nicht wie oft auf dieser Reise ich unseren Feuchttüchern schon ein Loblied gesungen habe, denn durch sie genießen wir eine allabendliche, ganzkörper- “Babywhipesshower”. Microfiber Tüchlein können eine “Babywhipesshower” ersetzen und die ganze Reise benutzt werden.

Aussehen ist bei einem Abenteuer eigentlich kein Kriterium. Denn cool aussehen geht auch in ungepflegt und dreckig :).
Ich bin aber ehrlich gesagt immer froh, wenn ich abends alle Produkte (Sonnencreme, Insektenspray) inkl. Dreck von mir abgewaschen habe und habe überhaupt keine Lust mir noch zusätzlich Produkte wie Makeup aufzutragen. Meine Haut wurde nach ein paar Wochen Sonne, Sport und sauberer Luft schöner denn je! Und außerdem ist es so befreiend einfach nicht auf sein Aussehen zu achten, ich hab ja schließlich besseres zu tun!

Packliste: Dinge, an die Frau denken sollte

Salzsee in Osttürkei

Ja Girls, jetzt habt ihr keine Ausrede mehr, auf zu neuen Ufern, ich will mehr vo Euch auf den Straßen sehen! Die Welt sieht man am besten von Fahrrad aus! Fragen, Anregungen, bitte in die Kommentare!


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